Hernien

Leistenbruch, Bauchwandbruch

Definition
Eine Hernie bezeichnet eine Lücke in der Bauchwand. Dabei tritt das Bauchfell durch die Öffnung in der Bauchwand. Innerhalb des Bruchsackes können Darmanteile liegen und Beschwerden verursachen.

 

Lokalisation
Hernien treten an typischen Orten gehäuft auf:

  • Leistenbruch (Inguinalhernie): einseitig oder beidseitig in der Leiste, häufigste Hernie, v.a. bei Männern vorhanden
  • Schenkelbruch (Femoralhernie): knapp unterhalb der Leiste, ein- oder beidseitig, bei Frauen gehäuft
  • Nabelbruch (Umbilicalhernie): im Nabel oder knapp neben dem Nabel gelegen
  • Oberbauchbruch (epigastrische Hernie): im Oberbauch in der Mittellinie gelegen
  • Narbenbruch: Vorwölbung in einer vorbestehenden Operationsnarbe


Symptome
Meistens ist eine Vorwölbung sichtbar und spürbar. Im Liegen kann diese manuell in den Bauchraum zurückgedrängt werden. Manchmal sind Schmerzen vorhanden, v.a beim Pressen, Niesen oder Husten.

Durch eine Einengung von Darmanteilen tritt eine Passagestörung oder sogar ein vollständiger Darmverschluss auf. Bei vollständiger Einklemmung ist auch die Durchblutung des Darmes gefährdet, was eine absolute Notfallsituation darstellt (konstante Schmerzen, Bruch nicht reponierbar).

Kleine Brüche sind gefährdeter für eine Einklemmung als grosse Brüche. Die Diagnose kann in der Regel durch die klinische Untersuchung gestellt werden. Selten werden Zusatzuntersuchungen wie Ultraschall oder Computerröntgen (CT)benötigt.

Videooperation einer Leistenhernie

Videooperation eines Narbenbruchs

Therapie
Eine Hernie heilt nicht spontan, kann allerdings beschwerdefrei bleiben. Trotzdem wird empfohlen einen nachgewiesenen Bruch immer zu operieren, da eine spontane Einklemmung jederzeit (auch nach Jahren) möglich ist.

Bis vor 20 Jahren wurden Hernien mittels Naht verschlossen, was aber mit einer relativ hohen Rate von Rezidiven verbunden war. Dank der Entwicklung von implantierbaren Kunststoffnetzen konnten bessere Langzeitergebnisse erzielt werden.

Die Entwicklung der minimal invasiven Chirurgie (Videochirurgie) ermöglicht nun auch ein endoskopisches Vorgehen (Schlüssellochtechnik) bei vielen Brucharten, wobei ebenfalls ein Kunststoffnetz durch kleine Zugangswunden implantiert wird.

Das operative Verfahren hängt ab von der Bruchlokalisation, -grösse, Alter und Gesundheitszustand des Patienten.

OPERATION EINER LEISTENHERNIE

Offen nach Lichtenstein
Zugang durch einen ca. 5 cm langen Schnitt in der Leiste. Zurückdrängen des Bruchsackes. Einlage eines Kunstsstoffnetzes der Grösse 6x11cm. Dieses wird am Leistenband und auf der Bauchmuskulatur angenäht. Danach erfolgt der schichtweise Wundverschluss. Die Operation ist in Regionalanästhesie (Teilbetäubung) möglich. Operationsdauer ca. 45 min.

 

Endoskopische Technik
Zugang für die Kamera durch einen 1cm Schnitt unterhalb des Bauchnabels, 2 weitere Arbeitskanäle von 5mm Grösse werden in der unteren Mittellinie und über dem Beckenkamm eingeführt. Präparation des Raumes hinter dem Schambein und der Bauchmuskulatur mit Darstellung der Bruchlücke. Auf diese wird das Netz von 11x14cm Grösse aufgelegt und mit biologischem Kleber fixiert. Verschluss der Zugangswunden. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Operationsdauer ca. 45 min. Diese Technik ist v.a. bei beidseitigen Leistenhernien und Rezidivhernien nach offener Operation empfehlenswert, aber auch für einseitige Erstoperationen geeignet.

 

Operation ohne Netz
Diese Technik kommt v.a. bei Kindern und Jugendlichen in Frage. Dabei wird die Bruchlücke durch eine Naht eingeengt.

 

Verlauf nach der Operation
Der Spitalaufenthalt dauert in der Regel eine Nacht. Bewegen und Essen sind sofort möglich, Duschen nach 2 Tagen. Während den ersten 2 Wochen sollte kein Gewicht gehoben werden. Nach dieser Zeit ist die Vollbelastung im Rahmen der Beschwerden möglich. Die Arbeitsunfähigkeit bzw. Sportunfähigkeit dauert 1-3 Wochen , je nach körperlicher Belastung.

 

Komplikationen
Nachblutungen sind möglich, wobei in den meisten Fällen zugewartet werden kann bis zum Auflösen des Blutgerinnsels. Infektionen, Thrombosen und Embolien sind extrem selten. Chronische Schmerzen von erträglichem Mass werden von 2-4% der Patienten beschrieben, bei der Videooperation eher seltener. Bis 8 % der Männer berichten über Hodenschmerzen während einigen Wochen. Bei der offenen Operation kann unterhalb der Narbe eine umschriebene Gefühllosigkeit auftreten, wenn ein Hautnerv verletzt wurde. Diese stört meistens nicht. Bei grossen Brüchen können Flüssigkeitsansammlungen in der Wundhöhle während einigen Wochen bestehen bleiben. Selten ist eine Punktion notwendig. Die Rezidivrate beträgt bei beiden Methoden 1-2%.

 

Persönliche Beurteilung
Die endoskopische Technik ist weniger verbreitet, da sie technisch anspruchsvoller ist. Mit genügender Erfahrung werden die gleichen Langzeitresultate erreicht wie bei der offenen Technik. Dabei ist die Rehabilitation schneller und die chronischen Schmerzen weniger häufig. Für Patienten, die eine Vollnarkose problemlos ertragen, bevorzuge ich die Videotechnik. Für beidseitige Leistenhernien ist die Operationsdauer zudem kürzer.

OPERATION DER NARBENHERNIE / BAUCHWANDHERNIE / NABELHERNIE

Die Bauchwandhernien werden in aller Regel mit einem Kunststoffnetz versorgt. Dieses kann durch eine offene Inzision oder mittels Videotechnik eingebracht werden, abhängig von Grösse der Hernie, Voroperation, Verwachsungen und Allgemeinzustand des Patienten.

 

Offene Netzeinlage
Durch Schnitt über der Hernie oder in einer vorbestehenden Narbe wird die Bauchdecke eröffnet und die Muskelschicht dargestellt. Das Kunststoffnetz wird zwischen Muskulatur und Bauchfell (Peritoneum) eingelegt und mit Nähten an die Bauchwand fixiert.

 

Laparoskopische Technik (Videomethode)
Durch 3 seitliche Zugänge von 5 – 10 mm Grösse werden die Videooptik und 2 Arbeitsinstrumente in den Bauchraum geführt und CO2 eingeblasen um Platz und Uebersicht zu erhalten. Das speziell beschichtete Netz wird auf die Bruchlücke gelegt und mit Kunststoffstiften fixiert.

 

Verlauf nach der Operation
Essen und Aufstehen sind sofort möglich. Oftmals sind bei körperlicher Aktivität die Fixationspunkte während einigen Wochen spürbar. Vermeiden von Gewichtsbelastung während 2 Wochen. Die Arbeitsunfähigkeit dauert 2 – 4 Wochen.

 

Komplikationen
Bei ausgeprägten Verwachsungen ist ein Wechsel von der Videotechnik auf die offene Technik manchmal notwendig. Bei beiden Techniken sind Verletzungen des Darmes bei vorbestehenden Verwachsungen möglich. In dieser Situation muss die Läsion übernäht werden. Nachblutungen sind wie bei jedem chirurgischen Eingriff möglich , aber selten. Infektionen sind ebenfalls sehr selten. Die Rezidivrate beträgt ca. 5 %.

 

Persönliche Beurteilung
Kleinere Bruchlücken können gut durch einen offenen Zugang mit einem Netz geschlossen werde. Bei grösseren Bruchlücken profitieren Patienten von der Videomethode, da die Rehabilitation schneller geht und Schmerzen und Infektionsrate wegen kleinen Zugangswunden geringer sind. Allerdings besteht die Möglichkeit zum Wechsel auf die offene Methode, wenn Verwachsungen schwierig zu lösen sind.

PDF Downloads Dr. med. Stouthandel

Download Aufklärungsprotokoll: Leistenbruchoperation

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